Europas Aktienmärkte im Minus: Neue US-Zölle und EU-Vergeltungsmaßnahmen belasten die Börsen. STOXX 50 und 600 fallen über 2%, Handelsspannungen eskalieren.
Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten am Mittwoch deutliche Verluste und machten damit die Gewinne des Vortages zunichte. Die Verschärfung der Handelsspannungen nach der Einführung neuer US-Zölle, darunter eine kumulative Abgabe von 104 % auf chinesische Importe, belastete die Stimmung. Der STOXX 50 fiel um 2,6 %, während der breitere STOXX 600 um 2,5 % nachgab und damit rund 2 % der Vortagesgewinne verlor. Die Verluste waren branchenübergreifend, wobei insbesondere die Pharmabranche, Öl & Gas, Basismaterialien und Immobilien unter Druck standen.
Die Europäische Kommission prüft derweil Vergeltungszölle von bis zu 25 % auf US-Exporte im Wert von schätzungsweise 22,1 Milliarden Euro. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bot in einem Gespräch mit dem chinesischen Premierminister Li Qiang eine „verhandelte Lösung“ für die von ihr als „weitreichende Störungen durch die US-Zölle“ bezeichnete Situation an. Grössere Unternehmen wie Novo Nordisk (-5,7 %), SAP (-1,9 %), LVMH (-3 %), Nestlé (-1,6 %) und ASML Holding (-2,5 %) notierten deutlich im Minus.
Bereits am Morgen deuteten die Indikatoren auf einen schwachen Start hin, nachdem das umfassende Zollpaket von US-Präsident Trump in Kraft getreten war, das unter anderem eine Abgabe von 20 % auf EU-Waren vorsieht. Die Sorge vor einer Eskalation des Handelskonflikts und möglichen globalen wirtschaftlichen Folgen trieb Anleger dazu, risikobehaftete Anlagen zu reduzieren. Die Futures für den Euro Stoxx 50 und den Stoxx 600 lagen im Vorhandel jeweils rund 4 % im Minus.
Am Dienstag hatten sich die europäischen Aktien nach einem deutlichen Abschwung erholt. Der Stoxx 50 legte um 2 % zu, während der STOXX 600 über 2,7 % gewann – die besten Tagesergebnisse seit 2022. Die Erholung folgte auf massive Verluste nach der Ankündigung neuer Zölle durch Trump Anfang April, die den regionalen Leitindex um etwa 1,7 Milliarden Dollar schrumpfen liessen. Trotz der Erholung blieben die Handelsspannungen hoch. Die EU signalisierte Bereitschaft zu Gegenmassnahmen, darunter mögliche Digitalsteuern und Zölle von bis zu 25 % auf ausgewählte US-Waren. Ein vorgeschlagenes
„Null-für-Null“-Industriezollabkommenwurde von Trump abgelehnt, was die Spannungen aufrechterhielt. China bekräftigte seinerseits Vergeltungsmassnahmen. Unternehmensseitig stieg Infineon nach der Ankündigung einer 2,5-Milliarden-Dollar-Übernahme der Automobilsparte von Marvell.